Ein Selbstversuch
‘Mein Hund ist schon 8, der lernt das nicht mehr’ oder ‘das kann mein Hund in seinem Alter sowieso nicht’. Solche ‘Ausreden’ höre ich immer mal wieder von Hundehaltern und überlege mir dann, WER von den beiden etwas Neues nicht mehr lernt 😉 Ich halte dann jeweils dagegen, behaupte kühn, lernen findet immer statt und man muss nur wollen. Bedenkt man, dass ein Hundejahr ungefähr 7 Menschenjahren entspricht, so zählt ein 8jähriger Hund doch schon zu den Senioren. Er ist in meinem Alter, sozusagen. Wie ist es denn nun, wenn ICH als Ü50 etwas Neues lernen möchte? Wie schnell kann ich lernen, kann ich überhaupt noch lernen? Und wie steht es um die Motivation?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, habe ich mich entschlossen, einen Selbstversuch zu wagen. Ich werde also etwas komplett Neues lernen. Ein neues Computerprogramm, zum Beispiel. Doch nein, das wäre kein richtiger Selbstversuch. Ich habe letztes Jahr sicher ein halbes Dutzend neuer Programme genutzt und so eine richtige Herausforderung ist es nicht. Kennt man eins, kennt man sie alle und als Fachfrau auf diesem Gebiet kann ich damit wohl nicht herum prahlen. Also muss ich meine Komfortzone verlassen. Ein neues Instrument vielleicht? Treue Leser meines Blogs wissen ja um meine nicht vorhandenen Gesangskünste. Doch nur, weil ich einen Ton stimmlich nicht erwische, heisst das nicht, dass ich komplett unmusikalisch bin. Denn würde mir das Gehör für richtige Töne fehlen, würde ich ja kaum merken, dass ich sie nicht treffe. Irgendwie logisch, nicht? Auch wenn ich mehrere Instrumente spiele, habe ich keines bis zur Perfektion gebracht. Muss ich ja auch nicht, da ich in dieser Hinsicht wenig ambitioniert bin und in kein Orchester aufgenommen werden möchte. Ich nehme Abweichungen im Vierteltonbereich wahr, behaupte also von mir, dass ich zum Musizieren nicht gänzlich ungeeignet bin. Also, Entschluss gefasst, ich lerne ein neues Instrument. In meiner Sammlung befinden sich ein Keyboard, eine Querflöte, zwei Blockflöten, eine Melodica, eine Mundharmonika, eine Panflöte und eine Gitarre. Somit sind die Saiteninstrumente definitiv in der Unterzahl. Um dies zu ändern, habe ich mich zu Weihnachten mit einer Geige überrascht, mit der ich nun mein Experiment starten werde.
Nicht gerade das Einfachste aller Instrumente, das ich mir ausgesucht habe. Es klingt wundervoll, sofern man in der Lage ist, die Töne eben in diesem Sinne zu erzeugen. Um alles richtig zu machen, hielt ich mich also an die Empfehlung des Geigenbauers, das Instrument nach Ankunft ein paar Tage ruhen zu lassen. Für mich als Triple-A-Typ eine Herausforderung. Da sich auch die Saiten erst einmal an den Endspannungszustand gewöhnen müssen, verbrachte ich die ersten Tage damit, das Streichinstrument immer wieder zu stimmen. Schlussendlich blieben die Saiten in ihrer Position, die Geige war für ihre Odyssee mit mir bereit. Zusammen mit dem Internet und einem ‘Geigenspiel-für-Dummies’-Büchlein hatte ich auch schnell verstanden, wie ich den Geigenbogen spannen muss, was es mit dem Kolophon auf sich hat und wie die einzelnen Saiten bezeichnet werden. Wie auch bei der Gitarre, versuchte ich mir hier eine Eselsbrücke zu bauen. G, D, A, E.… was könnte man aus diesen Buchstaben ableiten… ich habs: Geh DAniela Erfreuen… 😆
Nachdem nun alle Nebensächlichkeiten geklärt wurden, ging es los und ich war selber sehr überrascht, als mein sorgfältig und fein geführte Geigenbogen den Saiten tatsächlich ihren eingestimmten Klang entlockten. Und das gar nicht mal so übel. Natürlich klangen nicht alle Töne — um nicht zu sagen, die Wenigsten.… 😕 — lupenrein und zwischen die schönen Klänge mischte sich fürchterliches Gekratze. Meine Katzen ergriffen verstört die Flucht. Ausser Flumi, mein musikalisch angehauchtes Schwarznasenbüsi. Sie sass verzückt den Klängen lauschend neben mir auf der Bank und gab mir etwas Hoffnung. Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, mich an die Wegleitung meines Büchleins zu halten, gelang es mir nur mässig. Man kann viel von mir behaupten, aber nicht, dass ich geduldig bin 😳 und ehrlich gesagt, ging es mir zu wenig schnell. Im Ratgeber wurde mir empfohlen, doch erst eine Weile das Spiel auf den leeren Saiten — also ohne Finger — zu üben, bis diese harmonisch klingend durch die Luft hauchten. Glaubt mir, ich habe es versucht, wirklich.… aber meine Finger haben ihr eigenes Leben und fingen selbständig an, auf den Saiten die richtigen Töne zu finden, damit wir zusammen den Anfang von ‘Stille Nacht’ durch die weihnächtliche Abendstunde erklingen lassen konnten 🙂
Die ersten Gehversuche auf meinem neuen Instrument sind sehr vielversprechend. Ich bin sicher nicht der Meister, der vom Himmel fällt und werde nun fleissig an der Treffsicherheit meiner Finger und der Führung des Geigenbogens arbeiten. So hoffe ich nun herauszufinden, wie aufwendig es ist, als Ü50 neue Wege zu gehen. Und falls sich an dieser Stelle nun jemand fragen sollte, weshalb ich mich mit einer Geige in stilvollem Blau beschenkt habe: Grundsätzlich glaube ich an das, was ich tue. Ich habe Erfolg oder Misserfolg, wie die meisten von uns. Sollte ich nun also mit meinem Selbstversuch kläglich scheitern, kann ich dieses edle Stück immerhin noch als Dekoration in meinem feinen Häuschen nutzen.…
To be continued… 🙂